Stahl: „Auch Bürger müssten sich im Geist verändern“
Der SPD-Ortsverein Tacherting behandelte beim letzten Monatstreffen das Thema öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV). Als Fachreferenten konnte die stellv. SPD-Ortsvereinsvorsitzende Petra Blum den Kreisrat und ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Traunstein Fritz Stahl begrüßen, der auch Ausschussmitglied für Landkreisentwicklung und Verkehrsfragen im Kreistag ist.
Fritz Stahl informierte über die Arbeit des 2012 gegründeten Kreisentwicklungs- und Verkehrs-ausschusses.. Er machte deutlich, dass es im ÖPNV drei Zuständigkeitsebenen gäbe, nämlich Bund, Länder und Landkreise. Die Bundesländer hätten eigene Nahverkehrsgesetze, die auch die Konzessionen für Betreiber beinhaltet. Die Bedienung festgelegter Strecken sei langfristig, meist auf ca. 10 Jahre angelegt. Der Erwerber einer Konzession müsse für die Fahrten der erworbenen Strecke sorgen und dürfe niemanden benachteiligen. Es hätte in der Vergangenheit schon Überlegungen im Kreistag gegeben, sich für diese Konzessionen zu bewerben und diese dann intern zu vergeben, dies sei jedoch bisher nicht erfolgt. In einem Kreistagsbeschluss im November 2018 wurde die Erstellung eines neuen Nahverkehrsgutachten und die Stelle eines Nahverkehrsplaners, die mittlerweile bereits besetzt ist, beschlossen.
Der Landkreis beteilige sich mit ca. 1 Million Euro jährlich an diversen Einrichtungen im ÖPNV, wie z.B. dem landkreisübergreifenden Bürgerbus in Rosenheim, Traunstein und 10 beteiligten Gemeinden, bei der Fahrradmitnahme auf den Bahnstrecken, bei 5 Nachtexpresslinien, und einem Seniorenrufbus. Bei der Bus-Chiemsee-Ringlinie von Mai bis Oktober, bei der Anerkennung der BahnCard auf Buslinien, einem Fahrplanheft und bei Sammeltaxis. Ähnlich dem Vario Bus, der die Stadt Tittmoning, die Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Taching am See und den Bahnhof in Waging am See verbinde, könne man auch überlegen, eine derartige Verbindung für das Gemeindegebiet Tacherting als Rufbussystem einzurichten, wobei dies nur förderfähig wäre, wenn es auch gemeindeübergreifend geplant wird. Auch eine landkreisübergreifende Vernetzung wäre wünschenswert, so Stahl. Man sich jederzeit im Landratsamt Hilfe holen und die Kosten für Angebote erfragen. Man könne sich jedoch auch durch Abfrage von Mitfahrgelegenheiten mit Hilfe einer App oder durch Einrichtung von Mitfahrbankerl vorerst behelfen. Zum Schluss seiner Ausführungen mahnte er an, dass sich auch der Geist der Bürger ändern müsse, sonst führen nur die leeren Transportmittel im Stundentakt durch die Landschaft.
Petra Blum schilderte die Problematiken eines ÖPNV im Gemeindebereich, so gäbe es keine West-Ost-Busverbindung und auch die Anbindung an die umliegenden Städte seinen fernab der Hauptverbindung entlang der Bundesstr. äußerst mangelhaft. Ein großes Problem wäre auch die Streichung der Wochenendfahrten auf der Bahnlinie in den letzten Jahren und die Einschrän-kung, dass der Rufbus aktuell nur noch für Senioren ab 65 Jahren und für Menschen mit Behinderung zu nutzen ist. Blum erinnerte, dass nach der Streichung einer wichtigen Pendler-Frühverbindung die SPD-Fraktion im Gemeinderat einen Antrag stellte, dass der Bürgermeister dagegen Protest einlegen sollte, was auch mit hilfreich war, den diese Verbindung ist zwischen-zeitlich wieder eingerichtet. Sie machte auch darauf aufmerksam, dass die meisten Bürger einen ÖPNV wohl wirklich erst annehmen würden, wenn dieser deutlich verbessert und deutlich günstiger angeboten würde und nur wenn der Verkehr auf der Straße dadurch deutlich verringert wird sind die Klimaschutzziele wohl überhaupt nur zu erreichen. Abschließend erläuterte Bürgermeisterkandidat Stefan Rauschhuber noch seine inhaltlichen Punkte die in Verbindung mit einem ÖPNV stehen.