2022_10 „Tag der Sozialdemokratie“ mit Betriebsbesuch und Infoständen

Der „Tag der Sozialdemokratie“ den der SPD-Ortsverein bereits zum vierten Male organisierte und der im Abstand von 3 Jahren abgehalten wird, bestand aus einem Betriebsbesuch des Busunternehmens Hövels, Infoständen in Förgenthal, Wajon und in Tacherting. Dort wurden auch Unterschriften für einen Antrag auf ein Rad-Volksbegehren gesammelt. In Wajon wurde zusätzlich der neue Hochwasserdamm besichtigt und besprochen. Überraschenderweise kam zu dem Termin in Wajon auch die Landesvorsitzende der Bayern SPD Frau Ronja Endres, die sich bei einem Termin in Trostberg befand. Abgeschlossen wurde der Tag mit dem regelmäßigem Monatstreffen das immer am ersten Mittwoch eines Monats stattfindet.

Die Betriebsbegehung, die beim Busunternehmen Hövels durchgeführt wurde, begründete der OV-Vorsitzende Helmut Haigermoser damit, dass man die umweltrelevante Arbeitsweise des Unternehmens kennenlernen wolle und wie die aktuell schwierige Lage wirtschaftlich gestemmt werden kann. Anwesend waren neben OV-Mitgliedern auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Bärbel Kofler und der SPD-Kreisvorsitzende Sepp Parzinger. Die Geschäftsführer Ines Hövels und Nikolaj Eberlein stellten in einer eingangs durchgeführten Gesprächsrunde die aktuelle Lage des über 90jährigen Traditionsunter-nehmens vor. Derzeit bestehe die Fahrzeugflotte aus 60 Linien- und Reisebussen und aus 25 Kleinbussen, 105 Personen sind in Voll- und Teilzeit beschäftigt, dazu kommen noch Aushilfsfahrer. Als Kerngeschäft nannte Herr Eberlein den Linienverkehr, Schulbus- und Vereinsfahrten, sowie Fahrten zu Schwerbehinderteneinrichtungen. Derzeit könne man die notwendigen Verbindungen nur aufrechterhalten, weil deutlich Überstunden geleistet werden und auch rüstige Rentner noch bereit sind Fahrten zu übernehmen. Ein sehr großes Problem war die Abschaffung des Wehrdienstes so Eberlein, von der Bundeswehr kamen immer Personen mit dem geeigneten Führerschein und auch mit einer entsprechenden Ausbildung. Zur Ausbildungsfrage äußerte er sich, dass man das Problem habe, dass Busfahren erst mit 21 Jahren erlaubt ist, dass man aber 16jährige, die man nach der Schule bewerben könnte, bis dahin nicht ausreichend beschäftigten könne. Haben die erst eine Ausbildung, fangen sie nicht umgehend wieder etwas Neues an. So habe man derzeit Beschäftigte aus 18 Nationen beschäftigt, was sehr oft Verständigungs-probleme mit sich bringt, die Notwendigkeit der längeren Einschulung und das Vermitteln von Ortskenntnissen. Die Fachkenntnisse seien eben sehr unterschiedlich, ob man nun Schul- einen Linien- oder einen Reisebus zu fahren habe, nur wenige sind da in allen Sparten einsetzbar. Da zeichne sich der Frauenanteil bei den Beschäftigten mit etwa 35 % als positiv aus, besonders im Schulbusverkehr. Es sei auch notwendig, die Leute übertariflich zu bezahlen, in vielen Lebenslagen zu helfen, besonders bei der Wohnungssuche nachdem kleine, möblierte Zimmer in Standortnähe einfach rar sind. Zu den explodierenden Preisen angesprochen, berichtete der Geschäftsführer, dass für aktuelle Spritkosten um die ½ Million Euro dieses Jahr aktuell mehr ausgegeben werden müsse, was über Fahrpreise so nicht zu erwirtschaften ist. Überhaupt sei der Nahverkehr unterfinanziert, so seien Ausgleichszahlungen, die man für verbilligte Schülerkarten und ähnlichem erhält, seit 2012 gleichgeblieben.

Die Frage aus der Runde, ob mittelfristig auf eine andere Betriebsart bei den Fahrzeugen umgestiegen werden könnte, antwortete Eberlein: das Problem sei, dass ein Elektrobus 3mal so teuer ist und ein vergleichbarer Bus 80 bis 90 Personen befördern kann, ein E-Bus aber nur für 63 Personen genehmigt ist. Man müsse auch bedenken, dass notwendiges heizen, lüften, kühlen die Reichweite des Busses ziemlich einschränkt. Zudem ist eine notwendige Infrastruktur, ein entsprechendes Lademanagement in Tacherting nicht vorhanden, ein zusätzliches Umspannwerk wäre notwendig. Außerdem seien die aktuellen Dieselbusse so Abgas nachbehandelt, dass hinten eine sauberere Luft rauskommt als vorne eingesaugt wird, Rußwolken gäbe es nicht mehr. Man verfolge das Thema aber immer, besonders die Bemühungen um Wasserstoffprojekte. Bei einem anschließenden Rundgang des neuen Betriebsgeländes wurde deutlich, dass das neue Betriebsgebäude nahezu energieautark ist, ein großer Pelletsbunker ist vorhanden und Photovoltaikanlagen sind auf dem Dach. Eine Schmutzwasserwiederaufbereitungsanlage, die seit 2001 im Gebrauch ist, soll demnächst erneuert werden. Ebenso wie die eigene Tankanlage, für die eine genehmigungsfreie Ertüchtigung vorgesehen ist, für die jedoch nun vom Bauamt der Gemeinde Tacherting ein sehr umständliches Genehmigungsverfahren eingefordert wurde.